Patentbasierte Analyse der Technologietrends in der Automobilbranche in Bayern und weltweit

Technologietrends in der Automobilbranche in Bayern

Hintergrund

Hintergrundinformationen

Sämtliche Patente in den ausgewählten Technologien (rechts), wurden identifiziert, klassifiziert, hinsichtlich ihres Status im Zeitverlauf strukturiert, bewertet, und den ausgewählten Ländern, Regionen und Eigentümern zugeordnet. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Weltklassepatente. Die Weltklassepatente zeigen, wer in welcher Technologie besonders gut und damit wettbewerbsfähig ist. Neben der absoluten Entwicklung der Patentmengen in den einzelnen Technologien werden zusätzlich noch die entsprechenden Weltanteile ausgewiesen. Da global die Patentmengen in fast allen Technologien steigen, zeigt eine Zunahme des Weltanteiles, dass  Bayern in der entsprechenden Technologie nicht nur wächst, sondern stärker wächst als der globale Trend.

Darstellungsstruktur

Die Daten sind wie folgt strukturiert:

Allgemeine Entwicklung

Globale und bayerische Entwicklung der Weltklassepatente in den Technologie-Oberkategorien

Technologieprofile – regional

Die Profile Bayerns, der bayerischen Regierungsbezirke, Metropolregionen und ausgewählter Bundesländer

Technologieprofile – international

Die Profile Bayerns und ausgewählter Länder in den Technologiefeldern und in den einzelnen Technologien

Wettbewerbsumfeld – international

Der umgekehrte Blick. Statt alle Technologien pro Land/Region werden hier alle Länder pro Technologie gezeigt.

Bayern – Entwicklung der Weltanteile

Auf einen Blick die absolute Entwicklung der bayerischen Weltklassepatente in den einzelnen Technologien und parallel dazu der entsprechende Weltanteil

Bayern – Top Unternehmen

Für jede einzelne Technologien werden die aktivsten und besten Unternehmen in Bayern gemessen an den Weltklassepatenten gezeigt

Daten Bayern und Daten global

Die wichtigsten Daten zu den Weltklassepatenten pro Technologie auf einen Blick

Technologien und Technologie-Oberkategorien

Insgesamt wurden 41 Technologien identifiziert und analysiert. Zusätzlich wurden die Einzeltechnologien zu 9 Technologie-Oberkategorien aggregiert.

Dieselöl, Dieselmotoren
Abgaskatalysator in der Automobilindustrie
ICE-Verbrennungsmotoren im Automobilbau
Ventile
Traditionelle Getriebe im Automobilbau

Radlager in der Automobilindustrie
Effizientes Autodesign, Gewichtskontrolle
Reifen, Gummis für Reifen

Batterien in der Mobilität
Batterieladegerät für Fahrzeuge
Elektromotoren
Elektroautos
Getriebe in Elektrofahrzeugen
Hairpin, U-Pin, I-Pin, X-Pin E-Motoren
Hybridfahrzeuge
Wellenwicklungen, Phasenwicklungen für Elektromotoren
Doppelschichtkondensatoren in Mobilitätsanwendungen

Brennstoffzellen in der Mobilität
Synthetische Treibstoffe
Wasserstofftankstellen

Autonome Straßenfahrzeuge

Vernetzte Fahrzeuge, V2V, V2P, V2Cloud, V2Home
Interaktion im Strassenverkehr
Fahrzeug- und Verkehrssicht

Intelligente vernetzte städtische Dienste
Urbane Logistik und automatisierte Lagerwirtschaft
Smart City

Additive Fertigung
Co-Roboter
Digital Twin
Industrieroboter
Prozessautomatisierung
Smart Factory Predictive Maintenance

Human Signal Recognition
Head Up Display
Erkennung von Gesten
Gesichtserkennung
Eye Tracking
Brain Interaction
Biometrie
Spracherkennungssysteme

Grundlagen

Hintergründe, Definitionen und Erklärungen zu wichtigen Analysegrundlagen.

Technologieprofile stellen zum einen die Forschungsaktivitäten der ausgewählten Regionen im Detail dar, zum anderen können sie auch für eine Darstellung der Wettbewerbsfähigkeit in diesen Technologien genutzt werden. Ein Standardvergleich von Technologien für eine Region würde durch einen Vergleich der absoluten Weltklasse-Patentzahlen erfolgen. Einige Technologien sind jedoch patentintensiver als andere. Daher beschreibt ein Vergleich einer patentintensiven Technologie mit einer weniger patentintensiven Technologie lediglich die Patentaktivitäten und sagt wenig über die relative Wettbewerbsfähigkeit in diesen Technologien aus. Setzt man jedoch die Patentaktivität einer Region in einer Technologie in Relation zur weltweiten Patentaktivität, so ergibt sich der Weltanteil der Region an dieser Technologie. Dies zeigt die Bedeutung der Region in dieser Technologie und gleichzeitig die relative Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Regionen. Die Entwicklung des weltweiten Anteils über zwei Zeitpunkte hinweg zeigt die Zunahme oder Abnahme der Wettbewerbsfähigkeit im Laufe der Zeit.

Im Zentrum der Analyse steht die Anzahl der qualitativ hochwertigen Patente pro Technologie. Um die Qualität der einzelnen Patente zu bestimmen, wird die Länderabdeckung und die Zitierungshäufigkeit ermittelt. Die Länderabdeckung berechnet die weltweite gesetzliche Abdeckung des Patentschutzes. Sie zeigt, wie die Eigentümer des jeweiligen Patents die Bedeutung ihrer eigenen Erfindung bewerten. Je grösser die Zahl der Länder, in denen das Patent angemeldet wird, desto teurer wird der Patentschutz. Eine breitere internationale Länderabdeckung signalisiert also, dass der Patentanmelder sein Patent für vielversprechend hält (Eigeneinschätzung). EconSight legt besonderen Wert auf eine realistische Länderklassifikation, denn obwohl ein Patent in vielen Ländern angemeldet werden kann, sind strategisch nur einige wenige Länder relevant. Gemessen wird deshalb, ob ein Patent die “kritische Masse” erreicht hat (mehrere grosse Länder wie die USA, China, Japan, Europa, aber auch zentrale mittelgroße Länder wie Grossbritannien, Deutschland, Südkorea). Ob ein Patent zusätzlich in vielen kleinen Ländern aktiv ist, ist für die Grundqualität unerheblich.

Die Zitierhäufigkeit des Patents ergibt sich daraus, wie oft die Prüfer der verschiedenen Patentämter darauf Bezug nehmen und es zitieren. Die Patentämter prüfen nach recht ähnlichen Methoden, ob eine Patentanmeldung neu und erfinderisch ist, und ziehen dazu andere, publizierte Patente heran. Daraus wird ersichtlich, wie wichtig eine Erfindung im Vergleich zu anderen Patenten in derselben Technologie ist (Fremdeinschätzung). EconSight legt auch hier besonderen Wert auf die Relevanz der gemessenen Werte. Während andere Bewertungssysteme Zitierungen einfach zählen oder bestenfalls jüngere Zitierungen höher gewichten als ältere Zitierungen, fokussiert EconSight auf business-relevante Zitierungen. So ist beispielsweise die Zitierung eines Patents durch einen einzelnen Erfinder weniger wert als die Zitierung durch ein grosses Unternehmen wie Alphabet.

Die individuelle Patentstärke als Kombination aus relevanter Länderabdeckung (Erreichung einer «kritischen Masse») und relevanter Zitierhäufigkeit («business relevante» Zitierungen) lässt darauf schliessen, welche Auswirkung eine Patentfamilie auf den Wettbewerb hat und erlaubt eine quantifizierbare Einteilung in wichtige Patente und weniger wichtige Patente. EconSight legt den Schwerpunkt der Analyse auf die sogenannten Weltklassepatente: die besten 10 Prozent aller Patente innerhalb einer definierten Technologie, gemessen an der individuellen Patentstärke.

Die Analyse basiert auf einer Auswertung der sogenannten RegPat Patentdaten der OECD. Die OECD veröffentlicht halbjährlich regionalisierte Patentdaten, die für jedes Patent die Anmelde- und Erfinderadressen auf Ebene der Nuts-3 Regionen ausweisen, d.h. auf Ebene der Landkreise in Deutschland. Die OECD berücksichtigt für die Regionalisierung die sogenannten Triadenpatente, d.h. sämtliche Patente, die am Europäischen Patentamt (EPA), am Japanischen Patentamt (JPO) und am Patent- und Markenamt der Vereinigten Staaten (USPTO), angemeldet worden sind.

Grundsätzlich sind mit den Anmelde- und Erfinderinformationen zwei Perspektiven möglich. Während die Anmeldesicht alle Patente dort zuordnet, wo das Unternehmen in der Regel seinen Hauptsitz hat, zeigt die Erfindersicht, wo die auf dem jeweiligen Patent genannten Erfinder wohnen – es handelt sich in der Regel um die Privatadressen der Erfinder. Da insbesondere Grossunternehmen die Patente am Hauptsitz anmelden, überhöht die Anmeldeperspektive die technologische Leistungsfähigkeit vor Ort, denn die Erfinder und damit das Know-How können auch an einem anderen Forschungsstandort des Unternehmens im In- oder Ausland wohnen und arbeiten. Die Perspektive der Erfinder fokussiert auf die regionale Zuordnung der technologischen Leistungsfähigkeit. Allerdings müssen die entsprechenden Patente nicht unbedingt Unternehmen aus der Region gehören.

In dieser Analyse wird die Erfinderperspektive verwendet, um die technologische Leistungsfähigkeit vor Ort in der Region zu zeigen. Die Patentinformationen auf Nuts-3 Ebene werden dafür zu grösseren regionalen Einheiten (Regierungsbezirke, Metropolregionen, Bundesländer) aggregiert. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, werden auch die Länder aus aggregierten Regionen zusammengesetzt.

Diese Daten werden von EconSight als Grundlage verwendet und mit den anderen relevanten Informationen (Technologien, Qualität, rechtlicher Status etc.) verknüpft.

Allgemeine Entwicklung

Die Abbildung zeigt die weltweite Entwicklung der Weltklassepatente in den Auto-Oberkategorien von 2000 bis 2022. Ein Klick auf die Legende (de-)aktiviert einzelne Technologiefelder zur besseren Sichtbarkeit.

Innerhalb der neun Oberkategorien sind die traditionellen Antriebstechnologien die in absoluten Patentzahlen gemessen größte Automobil-Oberkategorie mit über 18 Tausend Weltklassepatenten. Der Höhepunkt bei den Weltklassepatenten wurde in dieser Kategorie jedoch bereits 2019 erreicht und seitdem ist der Bestand an Weltklassepatenten rückläufig.

Die Kategorie Elektrifizierung ist mittlerweile zur zweitgrößten Kategorie aufgestiegen mit knapp 13 Tsd. Weltklassepatenten im Jahr 2022. Die Forschungsdynamik ist auch am aktuellen Rand ungebrochen hoch, so dass in den kommenden Jahre weitere signifikante technologische Fortschritte bei Elektroautos zu erwarten sind.

Verhaltener verlief die Entwicklung im Bereich Brennstoffzellen / Wasserstoff / Synthetische Treibstoffe. Hier steigen die Weltklassepatente zwar auch seit 2010 stetig an, doch die Dynamik kann nicht mit den meisten anderen Kategorien mithalten.

Die höchste relative Wachstumsdynamik war im Zeitraum 2010 bis 2022 bei den Kategorien autonomes Fahren, Vernetzung / Kommunikation und Systeme / Smart City zu beobachten. In diesen Bereichen haben sich die Weltklassepatente seit 2010 vervielfacht.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Weltklassepatente aus Bayern in den Auto-Oberkategorien von 2000 bis 2022.  Ein Klick auf die Legende (de-)aktiviert einzelne Technologiefelder zur besseren Sichtbarkeit.

Die Technologieentwicklung in Bayern zeigt insgesamt einen ähnlichen Verlauf wie die globale Entwicklung. Die traditionellen Antriebstechnologien sind in Bezug auf die Menge der Weltklassepatente auch in Bayern noch in Führung, wenngleich die Zahl der Patente seit ein paar Jahren rückläufig ist. In den Bereichen Elektrifizierung und Vernetzung / Kommunikation steigen die Patentaktivitäten stark an.

Zur besseren Einschätzung der Dynamik wird hier die indexierte Entwicklung der Weltklassepatente in den Auto-Oberkategorien seit 2000 gezeigt. Ausgehend vom Basiswert 100 im Jahr 2000 kann so die Dynamik der globalen Entwicklung mit der bayerischen Entwicklung verglichen werden.

Die indexierte Entwicklung in den Technologiesegmenten zeigt, dass Bayern zwar im Zeitraum 2000 bis 2022 die Zahl der Weltklassepatente in den traditionellen Antriebstechnologien stärker erhöhen konnte als der globale Schnitt, doch in den meisten Zukunftstechnologie-Kategorien war die bayerische Dynamik unterdurchschnittlich. Ein Grund hierfür war das rasante Wachstum der Weltklassepatente aus China in den Zukunftstechnologien, welches das globale Wachstum insgesamt angekurbelt hat. Seit 2015 weist Bayern jedoch im Bereich Elektrifizierung eine höhere Dynamik als der globale Schnitt aus.

Technologieprofile – regional

Die Abbildung zeigt die Technologiefelder für Bayern, die Metropolregion Nürnberg, die Regierungsbezirke und ausgewählte Bundesländer als Kugeln in einem Technologieprofil. Je höher auf der Y-Achse, desto höher ist der Weltanteil in der Technologie, je weiter rechts, desto dynamischer entwickelte sich der Weltanteil in den letzten fünf Jahren. Die Kugelgröße zeigt die absolute Menge an Weltklassepatenten. Eine Kugel oben rechts hat einen hohen Weltanteil und ist besonders dynamisch. Kugeln in der grauen Fläche haben einen steigenden Weltanteil, Kugeln in der weißen Fläche einen sinkenden Weltanteil.

Bayern ist ein führender Forschungsstandort für traditionelle Antriebstechnologien (Anteil an den globalen Weltklassepatenten von 8.7%). Zwar ist auch in Bayern der Bestand an Weltklassepatenten in dieser Kategorie in den letzten Jahren gesunken, doch der Rückgang verläuft bislang weniger stark als im globalen Durchschnitt. Somit konnte Bayern den Weltanteil an den globalen Weltklassepatenten in den letzten Jahren sogar leicht steigern. Auch der Weltanteil bei den sonstigen traditionellen Autotechnologien ist mit 4.9% hoch, hier ist jedoch der Weltanteil seit 2017 deutlich gesunken. Bei den Auto-Zukunftstechnologien liegt der bayerische Weltanteil etwas tiefer. Es bestehen dabei jedoch zwei gegenläufige Entwicklungen: Während Bayern bei den Kategorien Elektrifizierung, Systeme / Smart City und Brennstoffzellen / Wasserstoff / Synthetische Treibstoffe eine im globalen Vergleich klar überdurchschnittliche Forschungsdynamik an den Tag legt, ist der bayerische Weltanteil in den Oberkategorien Industrie 4.0, Autonomes Fahren und Mensch-Maschine-Interaktion gesunken.

Die Metropolregion Nürnberg verfügt in den traditionellen Antriebstechnologien über einen Weltanteil an den globalen Weltklassepatenten von 2.6%. Diesen Weltanteil konnte die Metropolregion in den letzten fünf Jahren ausbauen. Noch dynamischer war die Entwicklung aber in der Kategorie Elektrifizierung, in der die Metropolregion Nürnberg den Weltanteil um 0.4 Prozentpunkte auf 1.2% steigern konnte.

Ein Großteil der bayerischen Forschungsaktivitäten in Autotechnologien findet in Oberbayern statt. Bemerkenswert ist, dass Oberbayern seit 2017 in fast allen Oberkategorien seinen Weltanteil ausbauen konnte, d.h. auch in Kategorien wie Autonomes Fahren und Industrie 4.0, in denen Bayern insgesamt an Weltanteil verloren hat.

Innerhalb Deutschlands sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die führenden Forschungsstandorte in Autotechnologien. Baden-Württemberg liegt mit über 3 Tsd. Weltklassepatenten an der Spitze knapp vor Bayern mit über 2.8 Tsd. Weltklassepatenten. Nordrheinwestfalen (1213) und Niedersachsen (848) liegen mit deutlichem Abstand dahinter. Allerdings hat sich der Bestand an Weltklassepatenten aus Baden-Württemberg seit 2010 nur um rund 5% erhöht und seit 2016 ist der Bestand sogar leicht rückläufig. In Bayern und Niedersachsen haben sich die Weltklassepatente dagegen seit 2010 um 71% bzw. 76% erhöht, in Nordrhein-Westfalen sind sie immerhin um rund 35% gestiegen.

Technologieprofile – international

Hier wird Bayerns Technologieprofil im Vergleich zu ausgewählten Ländern gezeigt (analog zur obigen Darstellung für Bayern und die Regierungsbezirke). Mouseover über die Kugeln zeigt zusätzliche Informationen an.

Wäre Bayern ein Land, würde es im globalen Vergleich den fünften Platz knapp vor Südkorea und Frankreich belegen.

Der Überblick über die wichtigsten internationalen Konkurrenzstandorte zeigt, dass Japan und die USA insgesamt über die meisten Patente in Autotechnologien verfügen. Japan ist insbesondere bei der Elektrifizierung und den sonstigen traditionellen Autotechnologien sehr stark (Weltanteil an den globalen Weltklassepatenten von jeweils 40%), während die USA der führende Forschungsstandort bei den Themen Vernetzung / Kommunikation, Autonomes Fahren, Systeme / Smart City und Mensch-Maschine-Interaktion sind (Weltanteil von jeweils rund 50%) sind. Beide Länder mussten jedoch in den meisten Technologiebereichen in den letzten Jahren einen Rückgang ihres Weltanteils verzeichnen. Im Gegensatz dazu hat die Bedeutung von China und Südkorea seit 2017 deutlich zugenommen. Das beste Beispiel für den technologischen Aufstieg Chinas ist die Kategorie Industrie 4.0 in der Automobilwirtschaft. Hier konnte das Land seinen Weltanteil in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppeln auf 24%. Damit liegt China in dieser Kategorie weltweit hinter den USA auf Platz 2.

Deutschland ist im globalen Vergleich bei den traditionellen Autotechnologien und hier insbesondere bei den traditionellen Antrieben sehr stark vertreten. Im Jahr 2022 kamen fast 5 Tsd. aktive Weltklassepatente für traditionelle Antriebe aus Deutschland, dies entspricht einem Weltanteil von rund 26%. Dieser Weltanteil ist jedoch seit 2017 gesunken. Auch in den meisten anderen Kategorien ist der deutsche Weltanteil zuletzt etwas gesunken. Wie auch bei den anderen Industrieländern ist dies vor allem auf den rasanten Aufstieg Chinas zurückzuführen. Positive Ausnahmen sind die Themen Elektrifizierung und Brennstoffzellen / Wasserstoff / Synthetische Treibstoffe, bei denen Deutschland den Weltanteil an den globalen Weltklassepatenten in den letzten Jahren steigern konnte.

Diese Abbildung zeigt das Technologieprofil Bayerns und ausgewählter Länder für die 41 Einzeltechnologien. Zur besseren Sichtbarkeit sind alle Technologien farblich ihrer Obergruppe/Technologiefeld zugeordnet. Diese können mit einem Klick auf die Legende (de-)aktiviert werden.

Das Technologieprofil der Einzeltechnologien zeigt die hohe Forschungsqualität der bayerischen Unternehmen bei den Verbrennungsmotoren. Fast jedes zehnte Weltklassepatente weltweit wurde in Bayern entwickelt. Als wichtigste Forschungsakteure sind hier Volkswagen (Audi und MAN), BMW und Continental zu nennen. Noch höher ist der bayerische Weltanteil bei Ventilen (11.5%) und Radlagern (12.5%). Bei den Ventilen verfügen Schäffler, Bosch, Continental und Vitesco über zahlreiche in Bayern entwickelte Weltklassepatente, bei den Radlagern ist Schäffler der wichtigste Forschungsakteur.

Erfreulicherweise gibt es auch Einzeltechnologien in Zukunftstechnologiebereichen, in denen Bayern einen hohen Weltanteil hat, wenngleich die absoluten Patentzahlen noch kleiner sind. Ganz vorne zu nennen sind hier Hairpins für E-Motoren (Weltanteil von 11.97). Bei der Hairpin-Technologie handelt es sich um eine Wickeltechnik für die Statorspulen eines Elektromotors, die darauf abzielt, die Effizienz und Leistung der E-Motoren zu verbessern. Auch bei der Erkennung von Gesten (6.9%), der additiven Fertigung (7.2%) und bei Getrieben in Elektrofahrzeugen (7.3%) ist Bayern ein führender Forschungsstandort.

Sehr gering ist der bayerische Weltanteil dagegen bei Reifen, Synthetischen Treibstoffen und Gesichtserkennung (Weltanteil jeweils unter 2%). Auch beim autonomen Fahren spielt Bayern nur eine kleine Rolle in der globalen Forschungslandschaft (Weltanteil von 3.3%)

Bemerkenswert ist vor allem die auf dem Technologieprofil sichtbare positive Entwicklung in den verschiedenen Elektrifizierungs-Technologien (grüne Kugeln). In fast allen diesen Technologien hat Bayern seinen Weltanteil seit 2017 steigern können. BMW und Volkswagen (Audi) sind hier in den großen Elektrifizierungstechnologien in etwa gleichauf, was die Zahl der Weltklassepatente aus Bayern für Elektroautos angeht.

Wettbewerbsumfeld – international

Diese Abbildung zeigt den umgekehrten Blick. Statt alle Technologien pro Land/Region werden hier alle Länder pro Technologie gezeigt. Damit wird auf einen Blick sichtbar, wie Bayern im Vergleich zu den ausgewählten Ländern positioniert ist.

Klickt man sich durch die verschiedenen Einzeltechnologien zeigt sich ein wiederkehrendes Muster. In fast allen Einzeltechnologien der Bereiche Vernetzung / Kommunikation, autonomes Fahren, Mensch-Maschine-Interaktion sowie Systeme / Smart City liegen die USA klar an der Spitze in Bezug auf den Weltanteil an Weltklassepatenten.

Japan ist dagegen in der Pole Position bei Elektrifizierungstechnologien, den traditionellen Autotechnologien sowie bei Brennstoffzellen, hat aber zumindest in den Elektrifizierungstechnologien in den letzten Jahren einen Rückgang des Weltanteils verkraften müssen.

China wiederum ist in den meisten Technologien in der Grafik rechts positioniert, das bedeutet Chinas Weltanteil an den Weltklassepatenten nimmt zu.

Deutschland ist vor allem bei den traditionellen Antriebstechnologien stark. Bei den Ventilen ist Deutschland weltweit das führende Forschungsland, bei den Verbrennungsmotoren liegt Deutschland knapp hinter Japan auf Platz 2.

Bayern – Entwicklung Weltanteile

In dieser Abbildung wird der Zusammenhang zwischen absoluter Patententwicklung in den einzelnen Technologien und der Entwicklung des entsprechenden Weltanteils für Bayern verdeutlicht. Es wird ersichtlich, welche absoluten Steigerungen in einzelnen Technologien notwendig sind, um den entsprechenden Weltanteil steigern zu können. Umgekehrt wird ersichtlich, in welchen Technologien Bayern trotz zunehmender Patentzahlen an Boden verliert, da die globale Dynamik noch höher ist.

Bemerkenswert ist die Entwicklung in verschiedenen Technologien des Bereichs Elektrifizierung. In all diesen Technologien zeigt sich das gleiche Bild. Im Zeitraum 2010 bis 2016 ist der Anteil Bayerns an den globalen Weltklassepatenten zunächst deutlich gesunken, d.h. Bayern konnte in dieser Zeit nicht mit der globalen Forschungsdynamik mithalten. Seit 2016 ist jedoch eine klare Trendwende zu beobachten und Bayern konnte die Zahl der Weltklassepatente seitdem klar überdurchschnittlich steigern, so dass sich auch der Weltanteil wieder deutlich erhöht hat.

Bayern – Top Unternehmen

Die Abbildung zeigt die führenden Forschungsunternehmen in Bayern in den einzelnen Technologien im Jahr 2022. Für alle 41 Technologien werden jeweils die Unternehmen gezeigt, welche über mindestens drei Weltklassepatente verfügen. Pro Technologie werden maximal die 20 wichtigsten Forschungsunternehmen gezeigt, in einigen Technologien gibt es jedoch weniger als 20 Unternehmen, die über drei oder mehr Weltklassepatente verfügen. Es werden die regionalen Patentanmelder angezeigt, auch wenn die Patente teilweise einer höheren kontrollierenden wirtschaftlichen Einheit gehören. Beispielsweise werden die Weltklassepatente von Audi ausgewiesen, auch wenn die Patente von Audi Volkswagen gehören.

Audi und BMW sind die führenden Forschungsakteure in Autotechnologien in Bayern. Die beiden Autobauer sind in zahlreichen Technologien an der Spitze in Bezug auf die Zahl der Weltklassepatente. Zudem gibt es auch zahlreiche Autozulieferer mit großen Patentportfolios in Bayern. Zu nennen sind hier insbesondere Schäffler, Vitesco, Continental und Bosch. Bei den Technologien des Bereichs Vernetzung / Kommunikation stellen zudem Industrie- und Technologiekonzerne wie Siemens, Intel, oder Micron eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Autohersteller und Autozulieferer dar.

Daten – Bayern

Daten – Global